10.07.2012

IBIS - Wie die Post bewertet

Bei den Münchner Zustellgesellschaften gibt es sieben Kategorien für die Bewertung einer Tour. Die Beschreibung der Kategorien ist von erhabener Schlichtheit (z.B. "geringe Zustellhindernisse") - und deswegen so geheimnisvoll, dass sie bisher kein Geschäftsführer gegenüber den Betriebsräten (dort, wo es sie gibt) und auch nicht vor dem Arbeitsgericht darlegen konnte. Das ist schon sehr verwunderlich, schließlich differiert die Vergütung zwischen "unterster" und "oberster" Kategorie um mehr als 100 Prozent.

IBIS bietet mehr

Das Bewertungssystem der Deutschen Post bietet da doch einiges mehr an Transparenz. Bewertet werden dort 25 bis 50 sogenannte "Zählabschnitte" pro Tour. Festgehalten wird dabei der jeweilige Zeitaufwand. Berechnet werden z.B. die Wege zur Vorbereitung und Abholung der Sendungen im Verteilzentrum, die Feinsortierung der Post, das Bearbeiten von besonderen Sendungen (z.B. Einschreiben), Hin- und Rückwege, Ladezeiten, Gesamtstrecke, Verbindungswege, Treppenhäuser, Lage der Briefkästen (Innen/Aussen), individuelle Konstitutuion usw. Berechnet wird über IBIS z.B. auch der Aufwand für die Zustellung von Massensendungen.

IBIS ist Grundlage für Tourgröße

Anhand der ermittelten Werte werden die Zustelltouren festgelegt. Sie sind bemessen auf die effektive Arbeitszeit von 35 Stunden (38,5 minus 3,5 Stunden bezahlte Pause). Auch bei der Deutschen Post ist nicht alles heile Welt. Denn die Versuchung ist für den Arbeitgeber groß, die Zeiten sehr knapp zu bemessen. Der große Unterschied zu den Zeitungszustellern: Postzusteller können ihre Überlastung reklamieren. Betriebsrat und Arbeitgeber müssen dann die "Zählabschnitte" auf Richtigkeit überprüfen.

ZV-Realität: Statt Transparenz vage Lohnversprechen

Mit der Transparenz ist es bei den Zeitungszustellern nicht weit her. Die SZ Logistik verkündet lieber weiterhin ihre Mär von den 11 Euro Stundenlohn, die man "anstrebe". (Man beachte die kleine Änderung: Es wird nicht mehr "versprochen", sondern "angestrebt".) Diese Rechnung geht natürlich immer auf. Denn es wird ja Stücklohn bezahlt. Und da braucht man die Abozahl, die stündlich zustellbar ist, nur so hoch ansetzen, dass dabei 11 Euro herauskommt. Wobei dann gleich noch Rückwege, Bearbeitungszeiten für Reklas, Ladezeiten und neuerdings auch Wartezeiten einfach unter den Tisch fallen lässt. 
  

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