16.11.2012

Sozialplan ZVZ: Leichte Bewegung

Wohl unter dem Eindruck des Verhandlungstermins am Vormittag (siehe Bericht oben) hat die Arbeitgeberseite bei derVerhandlungsrunde am 14.11. zart zu erkennen gegeben, dass sie wohl doch ein bisschen vom bisherigen "Sozialplan Null" abzurücken gedenkt. Ob das tatsächlich ein erstes Anzeichen dafür war, den ausschließlich zur Abschreckung und Bestrafung (siehe dazu Bericht oben) gefeuerten Kolleginnen und Kollegen wenigstens eine anständige Abfindung zu zahlen, bleibt freilich abzuwarten. Wie in Fachkreisen hinlänglich bekannt ist, darf ja ein ZV-Geschäftsführer nicht einmal über die Anschaffung eines Kugelschreibers ohne Genehmigung der SZ Logistik GmbH entscheiden - geschweige denn, über einen Sozialplan.
Bis zum nächsten Termin wird es ohnehin dauern. Der Vorsitzende der Einigungsstelle hatte ja, wie schon gemeldet, den Vorschlag der Betriebsratsseite aufgegriffen, einen Sachverständigen die wirtschaftlichen Verhältnisse der ZVZ prüfen zu lassen. In der Einigungsstelle konnte ein modus vivendi hinsichtlich der Berufung des Sachverständigen gefunden werden.
Zur Erinnerung: Von Betriebsratsseite wird immer wieder darauf hingewiesen, dass durch die vollständige Abhängigkeit der ZVen von der SZ Logistik GmbH (und damit mittelbar von deren Eigentümer Süddeutschen Zeitung GmbH) die ausgewiesenen G+V-Zahlen keinen Aufschluss über die wirklichen wirtschaftlichen Verhältnisse geben. Folgt man der These des Verlags, dass die ZVen selbstständig agierende Betriebe sind, so liegt aus Sicht des Betriebsrats zudem ein krasses Versagen der Geschäftsführung vor. Sie hat, wie selbst das Gericht am Vormittag en passant bemerkte, nichts erkennbares unternommen, um Schaden von der ZVZ GmbH abzuwenden. Beim Versagen der Geschäftsführung sind die Gesellschafter gefordert. Die haben freilich auch keinen Finger gerührt. Was nicht verwundern darf, denn der maßgebliche Gesellschafter war ja zugleich involviert in den Auftragsentzug.
Nicht zuletzt bleibt auch noch zu diskutieren, wie der aufgelaufene Verlustvortrag zu bewerten ist. Erinnern wir uns: Die ebenfalls aus purer Tollerei eingestelle ZVH (Harthof) lebte Anfang des Jahres wieder auf - als ZV München City (ZVMC) GmbH, die den Auftrag der ZV Zentrum GmbH übernahm. Der Verlustvortrag der ZVH dürfte dann bei der Wandlung in die ZVMC versilbert worden sein. Die Verlustvorträge wiederum resultieren daraus, dass der einzige Auftraggeber, die SZ Logistik GmbH, den ZVen die Preise diktieren kann. Es herrscht in diesem Markt kein Wettwerb, dieser wird allenfalls "simuliert".
So bleibt nach wie vor die bittere Erkenntnis: Es ist in diesem Lande problemlos möglich, ganze Belegschaften zu entrechten. Man baut einfach ein System von Sub- und Sub-Sub-Unternehmen auf, denen jederzeit der Auftrag entzogen werden kann, weil man GmbHs auf Vorrat hat und direkt und indirekt einziger Marktteilnehmer ist. Wir empfehlen an dieser Stelle wieder einmal, das Unternehmensleitbild des Süddeutschen Verlags auf seine Umsetzung im eigenen Haus hin zu prüfen.

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