13.08.2012

Unscharfer Blick aus luftiger Höhe

Hans Leyendecker, der Chefaufklärer in der SZ-Redaktion, hat sich an Günter Wallraff abgearbeitet. Nun, Günter Wallraff ist nicht sakrosankt. Er SOLL einem Arbeitslosen Geld auf die Hand gegeben haben. Sozialbetrug! Leyendecker fragt dazu im herablassenden Ton, von dem der ganze Artikel strotzt, "wie naiv ist Wallraff?" Bleibt die Frage, wie naiv ist Leyendecker? Denn wenn er einmal von der luftigen Höhe der SZ-Redaktion hinabsteigen sollte in die niedrigen Etagen des Hauses, dann würde er da viel finden, was eines investigativen Journalisten harrt. Nur ein paar Stockwerke tiefer könnte er auf Mitarbeiter treffen, denen Verträge "angeboten" werden, die so gar nicht dem Leyendeckerschen Reinheitsideal entsprechen. Und wenn er auf Straßenniveau wäre, dann fände er zum Beispiel Menschen auf Gehaltslisten, die noch nie jemand gesehen hat. Worüber geflissentlich geschwiegen wird, denn es dient ja dem "Wohl" der SZ. Oder er fände Geschäftsführer, die Zusteller kollektiv der miesen Zustellung bezichtigen, damit sich völlig haltlose Kündigungen nur irgendwie begründen lassen. Und er fände ein "Firmen"-Konstrukt, in dem - völlig systemwidrig - Beschäftigte alleine das unternehmerische Risiko tragen. Und dabei  Mitarbeiter um ihre Arbeitnehmer- und Tarifrechte und am Ende auch noch um einen anständigen Sozialplan gebracht werden - zum Wohle des Verlags, in dessen luftigen Höhen Hans Leyendecker zu arbeiten die Freude hat. Ja, es gäbe so interessante Geschichten vor der eigenen Bürotür, wenn man da nur einmal  nachschauen wollte! Aber es gibt wichtigere Aufgaben für den Chefaufklärer. Günter Wallraff SOLL einen Hartz IV-Empfänger Bares gegeben haben. Skandal! Ja, lieber Herr Leyendecker, wir sind befangen. Denn Günter Wallraff hat sich für uns "ganz unten" WIRKLICH interessiert. Von der investigativen Journalistenelite in diesem Land haben wir das leider nicht erlebt. Ignaz Lux

17 Kommentare:

  1. Bekämpfung von Betriebsräten und Tarifbewegungen im eigenen Verlag? Da schreibt man doch nicht darüber, schon gar keine Edelfeder. So was tut man nicht. Und wenn ein anderer dann doch darüber berichtet, dann ist das einfach unerhört. Merke: Skandale passieren überall, nur nicht im eigenen Verlag!

    AntwortenLöschen
  2. Das werden wir Zusteller nie erleben, dass Zeitungen über den Sumpf hinter der eigenen schönen Fassade berichten werden!

    AntwortenLöschen
  3. Herr Leyendecker, recherchieren Sie doch mal über den Umgang der SZ (bzw. SZ Logistik) mit dem Thema Zustellung. Fragen Sie doch mal nach, warum der ZVH und der ZVZ der "Auftrag entzogen" wurde! Fragen Sie einmal die gekündigten Betriebsräte! Schauen Sie sich einmal diese Pseudo-Gesellschaften genau an. Sie sind doch ein ganz harter Hund, Sie können recherchieren und haben Zugänge, die wir Zusteller nicht haben! Sie glauben gar nicht, was Sie noch alles über die Selbstdarstellung und die Realität eines renommierten Verlagshauses lernen werden!

    AntwortenLöschen
  4. Zephod Beeblebrox16.08.12, 00:05

    Ignaz, du bist vielleicht ein Träumer! Die schärfsten Kritiker der Sümpfe verirren sich nie in den Sumpf. Da könnte ja der weiße Kragen Schaden nehmen. Stattdessen wird das Messer gewetzt gegen einen Kollegen, der sich tatscählich in die Sümpfe begeben hat. Raus aus dem weichen Sessel, rein in den eigenen Sumpf, verehrter Herr Leyendecker! Und wenn Sie schon bei der Moral sind: Haben Sie sich da nicht auch etwas vorzuwerfen? (Stichwort: Netzwerk Recherche)

    AntwortenLöschen
  5. Vielleicht steht ja Leyendecker als Diskussionsleiter für ein Gespräch zwischen Betriebsrat ZVZ und SZ Logistik zur Verfügung? Dann bekommt er vielleicht mal eine leise Ahnung von den Zuständen, die Wallraff so aufgeregt haben. Sagt ein gekündigter und immer noch arbeitsloser Zusteller

    AntwortenLöschen
  6. Diandl aus der Au16.08.12, 00:15

    Wenn Wallraff einen Fehler gemacht hat, dann muss er darüber seinen Lesern Rechenschaft ablegen. Nur dass, was Herr Leyendecker Wallraff so genüsslich aufs Brot schmiert, passiert im eigenen Haus ständig!

    AntwortenLöschen
  7. Jetzt weiß ich, warum die Redaktion so weit oben sitzt! Unten ist alles so vernebelt...

    AntwortenLöschen
  8. Free Freimann16.08.12, 00:18

    Oje, tut das weh, ein Journalist und "Chefaufklärer" der so überhaupt nicht mitbekommt, was im eigenen Haus läuft.

    AntwortenLöschen
  9. Wenn Wallraff etwas unredliches gemacht hat, dann darf das natürlich kritisiert werden. Wer das tut, sollte aber aufpassen, dass er nicht aus dem Glashaus mit Steinen wirft! Die Hultschiner Straße ist ein gaaanz großes Glashaus. In jeder Beziehung.

    AntwortenLöschen
  10. Didi Ostler16.08.12, 00:29

    Unser Geschäftsführer wurde seit vier Wochen nicht mehr gesehen. Wahrscheinlich ist er abgetaucht. Vielleicht stand Leyendecker vor der Tür?

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. … keine Angst Didi, Hr. Leyendecker stand gewiss nicht vor seiner Tür! Wenn, dann standen schon andere Damen und Herren vor dessen Tür!?

      Löschen
    2. Investigator20.08.12, 09:22

      @Didi: Euer Cheffe befindet sich momentan in guten Händen!

      Löschen
  11. Ich kann jedes Wort von Ignaz Lux unterstreichen. Auch wenn ich hier vorerst anonym auftrete, so kann und werde ich ggfs. alle Schiebereien belegen.

    AntwortenLöschen
  12. Endlich mal wieder ein richtig investigativer Bericht in der SZ - und Ihr regt euch auf! Nächste Woche wird vermutlich ein ebenso investigativer Bericht über die die Zustände in der SZ-Zustellung erscheinen. Und zwar noch viel ausführlicher, denn bei Wallraff ist es ein Einzelfall, aber bei der SZ Zustellung ist es ein Massenphänomen.

    AntwortenLöschen
  13. Werner Benesch16.08.12, 00:52

    Lieber Herr Leyendecker, wenn Sie mal einen Blick in die Kelleretagen der SZ werfen wollen, dann stehe ich Ihnen für ein Gespräch gerne zur Verfügung. (Gekündigter Beschäftigter und Ex-Betriebsrat der ZVH).

    AntwortenLöschen
  14. Danke, danke, danke, Ignaz Lutz! - Danke!– Was ich hier lesen darf, spricht mir nicht nur aus der Seele, sondern auch aus dem Bauch und - tatsächlich - aus dem Hirn! Passagenweise habe ich „diesen Beitrag“ nahezu wortwörtlich bereits vor Jahren in meine Beantwortungen sog. Reklamationen hineingeschrieben – einschließlich Einladungen und Anregungen für den Esszettlichen "SPECIAL-INVESTIGATOR"... Etwa in der Art: „Aufzugknöpfchen drücken – Einsteigen – Unten wieder aussteigen und: Schauen, fragen, schweigen… vor Betroffenheit vielleicht – und dann darüber schreiben. Aber HIER – an dieser gut sichtbaren Stelle und mit zuzüglichen weiteren Qualitäts-Anschaungsmodellen von inzwischen „gut“bürgerlicher Bladl-Schreiberei angereichert… - DAS ist ja doch noch ganz was anderes!
    Ich hätte da mal eine Idee… Rein vorsorglich betone ich: Ist ja nur „so eine Idee“ – und die Zahlen müssen ja auch nicht unbedingt so zutreffen – am Ende der Aktion…:
    Eine Idee: Es gibt doch da diese internet-verabredeten Spontanfeten auf Straßen&Plätzen… Man könnte doch auf ähnlichem Wege mal kucken, wie so was mit welchen Ergebnissen funktioniert, wenn man auf diese Weise Probe-Abos bestellte – für 14 Tage oder so… (Bei Bestellung per Internet für 14 Tage braucht man die nicht mal mehr extra ABzubestellen!) VORstellen muss man sich mal: Da laufen zigtausende Bestellungen auf kostenlose Probeabos ein…
    NICHT auf einen Schlag… natürlich nicht… Sowieso nicht… - So schön nach und nach – aber immer schön gedrängt, und immer dichter und dichter? Wäre das etwa nichts? – DAS wäre doch was…
    Wie DAS wohl ausginge…? Und WAS vorausgehend im Innern der fraglichen Zuständigkeits-Größen wohl vor sich ginge?
    Ein zu nächtlicher Stunde in den Urlaub startender Abonnent – selber Journalist – sagte einmal: „Schön, dass ich Sie auf diese Weise einmal kennenlerne.“ Und von sich aus das Thema anschneidend weiter - beiläufig unter anderem: „Nun ja, ein paar goldene Federn haben die ja noch.“ Das war vor zwei Jahren. Haben da zwischenzeitlich welche Federn lassen müssen? Goldene Federn womöglich?
    Das fragt sich unter anderem der 1.025ste von 1.500 vermeldeten Zeitungszustellern und –Innen.


    AntwortenLöschen
  15. Was sagt Herr Leyendecker über Andre F., den Mitarbeiter von Günter Wallraff? "Andre F. hat einen Stundenlohn von acht Euro ausgerechnet. Ausbeutung!" Wie gut, dass wir das von Herrn Leyendecker erfahren.

    AntwortenLöschen